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Ein Rahmen für die CO₂-Ökonomie

Die Nutzung von CO₂ als Rohstoff braucht Infrastruktur und Regelwerk – welche Weichen die Politik jetzt stellen muss

Die Etablierung von CO₂-Kreisläufen in Deutschland und Europa steht noch am Anfang. Neben Innovationen der Industrie und Investitionen in neue Anlagen werden die technische Infrastruktur und der regulatorische Rahmen entscheidend für den erfolgreichen Aufbau. Politische Entscheidungen sind wegweisend für das Gelingen der CO₂-Ökonomie.

Ob Bund, Länder oder EU: Auf allen regulatorischen Ebenen wird intensiv an den Rahmenbedingungen für die Nutzung von CO₂ als Rohstoff gearbeitet. Die Europäische Kommission hat einen Entwurf für eine “Industrial Carbon Management”-Strategie erarbeitet, die die Grundlage für die Entwicklung eines europäischen CO₂-Binnenmarkts darstellen soll und auch einen Plan für den Aufbau einer Infrastruktur für den CO₂-Transport in Europa vorsieht. Die Bundesregierung plant eine “Carbon-Management-Strategie”, um die Abscheidung und anschließende Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) oder Nutzung (Carbon Capture and Utilization, CCU) voranzubringen. Die Landesregierung in Schleswig-Holstein, wo Lägerdorf liegt, macht sich im Klimaschutzprogramm 2030 für die Weiterentwicklung von CCU und CCS stark. 

Über alle Entscheidungsebenen hinweg hat die Politik die Notwendigkeit der Technologien erkannt, um Klimaschutzziele erreichen zu können. Holcim begrüßt und unterstützt die politischen Initiativen. Diese entwickeln den Rahmen für den CO₂-Markt in Deutschland und Europa, den auch wir bei Holcim benötigen, um in unseren Werken klimaneutral Zement produzieren zu können. Technologische Innovationsprojekte dieser Dimension dauern Jahre, erfordern enorme Investitionen und brauchen deshalb verlässliche Rahmenbedingungen sowie die Bereitschaft, neuen Ideen mit neuen Regelungen den Weg in die praktische Anwendung zu ebnen.

Dafür ist noch viel Aufbauarbeit zu leisten. Bisher ist es beispielsweise nicht rechtssicher möglich, CO₂ als Rohstoff zu handeln und zu den Nutzern zu transportieren. Zudem fehlt es an der erforderlichen Infrastruktur für Transport, Zwischenspeicherung, Verteilung und Verarbeitung von CO₂. Auch hierzu braucht es einen regulatorischen Rahmen sowie schnelle, zielgerichtete Verfahren und Genehmigungen für die jeweiligen Infrastrukturprojekte.


Schiffsterminals, Pipelines, Regeln

Die erforderlichen Voraussetzungen müssen schnellstmöglich geschaffen werden, um ambitionierte Klimaziele zügig erreichen zu können. Schleswig-Holstein hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 als erstes Bundesland klimaneutral zu werden, die Bundesregierung strebt Klimaneutralität bis 2045 an, die EU bis 2050.

Das sieht auf den ersten Blick nach langen Zeithorizonten aus. Doch es müssen Technologien entwickelt, Projekte geplant, genehmigt und gebaut werden – um die langfristigen Ziele erreichen zu können, muss jetzt die Schlagzahl erhöht werden. 

Für die Nutzung von CO₂ als Rohstoff, die Etablierung eines CO₂-Markts und geschlossener CO₂-Kreisläufe ist vor allem entscheidend, die rechtlichen Voraussetzungen für den Transport von CO₂ zu schaffen. 

CO₂-Hubs werden das Rückgrat der technischen Infrastruktur bilden. Langfristig werden nach den Erwartungen der EU-Kommission erhebliche Mengen CO₂ verwertet werden müssen – mehrere hundert Millionen Tonnen pro Jahr. 

Für solch große Mengen werden auch Schiffstransporte benötigt, da sie im Vergleich zu Straßen- oder Schienentransporten effizienter sind. Dazu werden CO₂-Terminals an der Küste benötigt, in denen Schiffe CO₂ aufnehmen und an Zielorten anlanden können. Diese sind vergleichbar mit den LNG-Terminals für den Transport von verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas).

Zwischenspeichermöglichkeiten werden in den Hubs benötigt, um Schwankungen bei der Bereitstellung auffangen zu können und das CO₂ bis zum Weitertransport zum Nutzer sicher zu speichern. Für den schnellen und klimafreundlichen Transport sind Pipelines zu den Hubs eine nachhaltige Möglichkeit.